Risikofaktoren Prädisponierende Faktoren für die Erkrankung bzw. einen
schweren Verlauf bestehen in mehr als zwei Drittel der Fälle. Neben dem
Hauptrisikofaktor einer chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankung sind
weitere Faktoren ein höheres Lebensalter (> 65 Jahre), Rauchen,
Herzinsuffizienz, chronische Leber- und Nierenerkrankungen, Diabetes
mellitus, eine vorangegangene Influenzainfektion sowie
aspirationsdisponierende Erkrankungen (siehe Tab. 1). Die
chronisch obstruktive Lungenerkrankung prädispositioniert zum einen durch eine
gestörte lokale Immunfunktion mit Schleimhautschädigung und bakterieller Kolonisation,
zum anderen durch die – bei fortgeschrittenen Erkrankungsstadien
häufig auftretende – Fehl- bzw. Mangelernährung für eine Pneumonie.
Inhalationsrauchen bedingt ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit
Legionellen und Chlamydien sowie für eine bakteriämisch (septisch) verlaufende
Pneumokokkeninfektion.
Risikofaktoren einer CAP (Tab.1):
- Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen
- Lebensalter > 65 Jahre
- Herzinsuffizienz
- Diabetes mellitus
- Aspirationsdisponierende Erkrankungen
- Chronische Lebererkrankung
- Chronische Nierenerkrankung
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Erreger Für über 90% der Ambulant Erworbenen Pneumonien sind
Bakterien verantwortlich, hauptsächlich Streptococcus
pneumoniae, Haemophilus influenzae und Mycoplasma
pneumoniae. Bei schweren Verläufen spielen auch Staphylococcus aureus,
Klebsiella pneumoniae und Legionella pneumophila eine wichtige
Rolle. Enterobakterien und Pseudomonas aeruginosa können mit
zunehmenden Alter vermehrt nachgewiesen werden und sind mit einer hohen
Letalität assoziiert. Zu berücksichtigen ist aber, das in
40 – 60%
der Fälle (in der Praxis > 70%) aufgrund vielfältiger Ursachen
kein
Erregernachweis gelingt (schwierige Materialgewinnung, labile
Erreger,
Kontaminanten, Koinfektion etc.) Untersuchungen bezüglich der
Erregerreihenfolge
zeigen in verschiedenen Ländern trotz nationaler Besonderheiten
(z. B.
hohe Legionellenprävalenz in Spanien) ein größtenteils homogenes Bild:
S. pneumoniae
(25 – 45% aller Fälle) ist weiterhin weltweit der wichtigste
Erreger, gefolgt von H. influenzae
(10 –
20%) als häufigste gramnegative Spezies. M.
pneumoniae (10 – 12%) kommt vor allem bei jüngeren Patienten
eine
nennenswerte Bedeutung zu. Die Prävalenz von Chlamydiaphila spp. und
Legionella
spp. ist unklar.
Ein Virusnachweis kann in ca. 10 – 25% der Fälle geführt
werden, wobei dieser häufig mit einem gleichzeitigen Bakteriennachweis
(v.a.
mit Pneumokokken und S. aureus) gekoppelt ist. Neben Influenzaviren als
häufigstem Virus kommen RSV-, Adeno-, Corona- und Enteroviren eine
Bedeutung
zu.
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Erreger ambulant erworbener Atemwegsinfektionen:
Bakterien
Streptococcus pneumoniae
Haemophilus influenzae
Mycoplasma pneumoniae
Chlamydophila pneumoniae
Moraxella catarrhalis
Staphylococcus aureus
Legionella pneumophila
Enterobakterien (E. coli, Klebsiellen) | Viren
Influenza A und B
Parainfluenzavirus
Adenoviren
Resp. Syncytial Virus
Coxsackievirus |
Da überwiegend Untersuchungsergebnisse hospitalisierter
Patienten vorliegen, ist weiterhin unklar, inwiefern derart
selektierte Daten
die Infektionsepidemiologie in der ambulanten Praxis widerspiegeln.
Diesen
Mangel an infektionsepidemiologischem Wissen auszugleichen, um
praxisrelevante
Schlüsse ziehen zu können, ist ein besonderes Anliegen von CAPNETZ, das
inzwischen diesbezüglich erste
vorläufige Daten vorlegen kann:
Als häufigster Erreger wurde ebenfalls Streptococcus pneumoniae
gefunden, gefolgt von Viren, die in 15 – 20% von
Rachenabstrichen
mittels PCR nachgewiesen wurden. Dominierend war im Jahr 2005 dabei
das Influenzavirus, das vor allem in den Monaten Januar bis März
gehäuft auftrat. Atypische Erreger waren für etwa 20% der
Pneumonien verantwortlich, bei denen ein Erreger identifiziert werden
konnte.
Erstaunlich war dabei die mit knapp 8% hohe Zahl an
Legionelleninfektionen.
Infektionen mit diesem Erreger gingen mit der höchsten Sterblichkeit
einher.
Problematisch ist allerdings, dass die Diagnose einer
Legionelleninfektion
anscheinend schwierig zu führen ist, da Abweichungen zwischen dem
Legionellenantigentest im Urin, PCR aus BAL und anderen
Atemwegsmaterialien
und Antikörpernachweisen aus dem Serum bestanden. Überraschend war die
niedrige
Zahl nachweisbarer Chlamydieninfektionen (< 1%). Möglicherweise
treten
Chlamydien überwiegend im Rahmen von Ausbrüchen auf, wobei ein
solcher im
Untersuchungszeitraum nicht beobachtet wurde.
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